Sieben Behinderten-Toiletten für 36.000 Menschen – ein Armutszeugnis für Emsdetten

white ceramic sink with faucet
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Emsdetten hat inzwischen fast 36.000 Einwohner – je nach Zählweise mal ein paar hundert mehr oder weniger. Und nun kommt der Hammer: Nur sieben Behinderten-Toiletten mit Euro-Schlüssel sind rund um die Uhr zugänglich.

Rechnen wir das mal durch:
• 36.000 Einwohner geteilt durch 7 Toiletten = ca. 5.143 Menschen pro Toilette.
• Oder anders herum: Auf eine Behinderten-Toilette kommen über 5.000 Emsdettener.
• Nimmt man nur die Menschen mit anerkannter Behinderung – in Deutschland im Schnitt etwa 10 % der Bevölkerung – dann wären das in Emsdetten ungefähr 3.600 Betroffene. Für sie stehen dann nur sieben öffentliche, barrierefreie Toiletten zur Verfügung. Das heißt: Rund 514 Menschen mit Behinderung müssen sich eine Toilette teilen.

Ein modernes Sklaven-System?

Wer das nüchtern betrachtet, könnte meinen, wir reden hier von Zuständen wie in einer längst überwunden geglaubten Zeit. So, als wären Menschen mit Behinderung Bürger zweiter Klasse, die froh sein sollen, wenn sie überhaupt irgendwo ein stilles Örtchen finden. Das ist nicht nur unpraktisch – es ist entwürdigend.

Ein Skandal in einer Stadt, die sich „inklusiv“ nennt

Emsdetten wirbt gern mit Offenheit, Bürgernähe und Inklusion. Doch die Realität zeigt: Menschen mit Behinderung werden in ihrem Alltag massiv eingeschränkt. Toiletten sind keine Luxusartikel, sondern Grundbedürfnisse.

Wichtig dabei: Hier geht es ausdrücklich um die Toiletten, die jederzeit zugänglich sind. Natürlich gibt es noch weitere barrierefreie Anlagen in städtischen Gebäuden oder Einrichtungen. Doch diese sind meist nur zu bestimmten Öffnungszeiten oder nach Anfrage nutzbar – und helfen deshalb genau dann nicht, wenn man sie spontan und dringend braucht.

Wenn eine Stadt mit fast 36.000 Einwohnern nur sieben jederzeit verfügbare Behinderten-Toiletten vorweisen kann, dann hat sie ein Problem. Ein großes.

Was jetzt passieren muss

•   Mehr barrierefreie Toiletten, verteilt über die gesamte Stadt.
•   Sicherstellung, dass diese wirklich jederzeit zugänglich sind – nicht nur während der Bürozeiten.
•   Transparente Information für alle, wo diese Toiletten zu finden sind (Ich habe schon ein Projekt dazu angefangen – siehe den Link unten).

Alles andere bleibt eine Farce – und erinnert bitter daran, wie leicht es ist, Grundrechte von Minderheiten einfach wegzudiskutieren.

(interaktive Karte der barrierefreien WCs)

Marc Marcus Matuszak